Aus dem 125jährigen Vereinsleben des Schützenvereins Eisbergen 1892 e.V.

Im Jahre 1892 versammelten sich in der Gastwirtschaft Friedrich Rehmert, Eisbergen Nr. 51, junge Dorfbewohner, um auch in unserer Gemeinde einen Schützenverein zu gründen.

Zu den uns noch namentlich bekannten Gründern zählen Fritz Reineking, Wilhelm Reineking, Karl Mohme, Wilhelm Steinmann, Fritz Westermann, Fritz Schmedtlevin und Friedrich Rehmert.

Zum Vereinslokal wurde die Gastwirtschaft Friedrich Rehmert gewählt. Der Mitbegründer Fr. Rehmert stiftete die Vereinsfahne. Als Vereinsabzeichen wählte man die Kornblume.

In der damaligen Zeit kannte man noch keine ausgebauten Schießstände. Das Schießen fand in den ersten Jahren im Erdbeergrund statt.

Später wurde in den Sandgruben oberhalb von Fülme geschossen. Die Schützenfeste wurden um die Pfingstzeit gefeiert. Der jeweilige Schützenkönig wurde durch einen Ehrentanz an der Fähre unterhalb des Fährhauses an der Eisberger Brücke ausgezeichnet.

Das Vereinsleben ruhte durch den ersten Weltkrieg und seine Folgen bis 1925. Im Jahre 1925 fanden sich alte Mitglieder und Freunde des Schießsportes in der Gastwirtschaft Fritz Zehner, Eisbergen, Bruchstraße zusammen und beschlossen, in alter Weise zu Pfingsten unter Mitwirkung der Bevölkerung wieder Schützenfeste zu feiern. Den Vorsitz übernahm der Schützenbruder Adolf Hesterberg.  Sein  Nachfolger wurde  Schützenbruder Wilhelm  Koch.

Nach Wilhelm Koch wurde Fritz Wente zum Vorsitzenden gewählt. Unter seiner Führung wurde der erste Schießstand mit behördlicher Abnahme auf dem Grundstück vom Schützenbruder Wilhelm Rinne (Gossels Busch) gebaut. Einige Jahre später wurde ein zweiter Stand auf dem Grundstück des Gastwirts Fritz  Möller errichtet. Von Jahr zu Jahr stieg die Mitgliederzahl. Der Verein trat dem Deutschen Schützenbund und der Gemeinschaft Schützenbund Weserbergkette bei.

Im Jahre 1939, als der Vorsitzende Fritz Wente zur Wehrmacht eingezogen wurde, übernahm der Schützenbruder Wilhelm Remmert den Vorsitz.

Nach dem zweiten Weltkrieg kam das rege Vereinsleben wieder zum Erliegen. 5 Jahre vergingen, bis den Vereinen ihre Tätigkeit von den Besatzungsmächten im Jahre 1950 wieder gestattet wurde.

Am 1. Juli 1950 rief der alte Vorsitzende Wilhelm Remmert seine Schützenbrüder und alle Interessenten am Schießsport im Vereinslokal Möller erstmals wieder zusammen. Der Monatsbeitrag betrug  0,25 DM. Als Eintrittsgeld wurden 0,50 DM erhoben.

Das erste Schützenfest nach dem zweiten Weltkrieg fand 1951 statt. 1952 wurde ein neuer Schießstand auf dem früheren Gelände des Gastwirts Möller erbaut. Von den Schützenbrüdern wurde für die Standbauten viel freiwillige Arbeit geleistet und Freizeit geopfert.

1954 wurden einheitliche Schützenröcke angeschafft. Die stete Weiterentwicklung des Schießsportes machte 1959 eine Modernisierung des Schießstandes erforderlich. Eine automatische Scheibenzuganlage wurde eingebaut.

In Anerkennung  seiner besonderen Verdienste um den Wiederaufbau des Vereins wurde der Vorsitzende Wilhelm Remmert 1961 zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Schützenbruder Karl Mohme übernahm jetzt den Vorsitz. Zum 70-jährigen Bestehen im Jahre 1962 wurde eine neue Vereinsfahne geweiht.

1965 trat der Schützenverein dem Deutschen Schützenbund bei. Ab 1969 nahmen auch Damenmannschaften am Wettkampfschießen teil. Auf Kreis- und Bezirksebene, sowie beim Bund Weserbergkette und  Damenfreudschafts-Schießen wurden sehr gute Ergebnisse erzielt.

1970 musste der Kleinkaliberstand wegen des Neubaus eines anliegenden Geschäftshauses abgerissen werden. Ein Jahr später wurde der alte Kleinkaliberschießstand neben dem Geschäftshaus in Eigenleistung wieder aufgebaut. 1972 richtete der Verein   einen zweiten  Schießstand in der Eisberger Schule ein, um auch das Schießen mit dem Luftgewehr zu ermöglichen. Aufgrund der gestiegenen Mitgliederzahl und der Teilnahme an zahlreichen Schießwettbewerben wurde die Anlage 1979 auf 6 Schießbahnen und einen großen Versammlungsraum erweitert.

1972 wurden für die Damen Schützenjacken angeschafft. 1973 erreichte zum ersten Mal eine Schützenschwester die Königswürde, was zum damaligen Zeitpunkt noch nicht alltäglich war. Zitat eines Schützenbruders „Ich marschier doch nicht einem  Weiberrock hinterher“. Heute haben sich die Damen fest integriert, wie in allen anderen Schützenvereinen auch.

Beim Schießen um die Königswürde werden beachtliche Erfolge erzielt und man steht den männlichen Schützen in nichts nach.

Das Vereinsgeschehen führte von 1972 bis 1974 Herbert Witte, 1975 bis 1994  Willi Berg, der von 1995 bis 2006 von Herbert Meier abgelöst wurde. Nachfolger wurde  2006  Friedrich Schmeding, der bis heute als Vorsitzender die Geschicke des Vereins lenkt.

2003 versuchte die Stadt das 2 Jahre leer stehende  Dorfgemeinschaftshaus Eisbergen ohne Erfolg zu veräußern. Dem Schützenverein wurde die Trägerschaft mit der Auflage, die Räumlichkeiten auch weiterhin den örtlichen Vereinen zur Verfügung zu stellen, angeboten. Da dem Schützenverein beide Pachtverträge für die Schießstände gekündigt wurden, stand der Verein buchstäblich auf der Straße. Nachdem  14  Projekte vergeblich in Angriff genommen wurden, fasste der Verein den Beschluss, das damalige Dorfgemeinschaftshaus zu übernehmen. Der Schützenverein wollte nicht nur die Instandsetzung und Renovierung übernehmen, sondern auch eine moderne, unterirdische Kleinkaliberanlage mit drei Bahnen bauen. Im großen Saal sollte  ein auf- und abbaubarer Luftgewehrstand eingerichtet werden. 

Im Oktober 2003 begann der Umbau zum „Schützen- und Bürgerhaus“. Rund 20 Mitglieder arbeiteten  fast täglich  in der heißen Phase,  um die Räume und die beiden Wohnungen im Haus komplett zu renovieren.

Am 8. Mai 2004 war es dann soweit. Mit einer offiziellen Feierstunde wurde das „Schützen-und Bürgerhaus“ eröffnet. Vertreter der örtlichen Vereine zeigten sich dankbar für die Initiative des Schützenvereins, da nun die Räumlichkeiten wieder für alle Vereine nutzbar waren.

Die nächste große Hürde begann mit dem Bau des unterirdischen Schießstandes. Unter der Leitung des Architekten Friedhelm Schulte und des unermüdlichen Einsatzes von Bauleiter Helmut Sachser und vielen Mitgliedern konnte nach nur 13 Monaten der multifunktionale Schießstand mit einer Schießwoche vom 29. April bis 6. Mai 2006 eingeweiht werden.

Besonderer Dank gilt allen Sponsoren und insbesondere den Firmen Müller Sand,  Schmedthans  und  Jacob & Söhne. Ohne den großartigen Einsatz dieser Firmen wäre die ganze Angelegenheit wesentlich schwieriger geworden.

Der neue Schießstand ist zugelassen für Lang- und Kurzwaffen. Das heißt: Für Kleinkalibergewehre mit Geschossen bis 200 Joule sowie Revolver oder Pistole mit Geschossen bis 1500 Joule. Luftgewehr wird im Teil des Saales geschossen. Der unterirdische Schießstand bietet einen Extra-Komfort.

Die drei Bahnen sind über die ganze Länge von 50 Metern begehbar. Ein Vorteil dieser Konstruktion besteht darin, dass die Zielscheiben auf jeder beliebigen Position aufgestellt werden können und Hindernisse durch die konventionellen Drahtzüge für die Zielscheiben der Vergangenheit angehören. Sie wurden abgelöst durch eine elektronische Trefferanzeige über sogenannte Schallmessleiterrahmen, die die Einschläge unverzüglich auf die Computerbildschirme des Wettkampfgerichts übertragen und auf die EDV genauestens aufzeichnen.

Im Jahre 2010 ereignete sich eine Sensation. Durch eine glückliche Fügung war die Gründungsurkunde aus dem Jahre 1892 bei Entrümpelungsarbeiten auf einem Dachboden aufgetaucht, die von dem Enkel des Ersten Vorsitzenden Friedrich Rehmert feierlich überreicht wurde.

Der Verein hat heute 187 Mitglieder.